Mit einem millionenschweren Fördermittelpaket soll die Rennbahn Hoppegarten wieder weiter auf Vordermann gebracht werden. Der private Eigentümer Gerhard Schöningh stellt sich den Fragen, wie es jetzt weitergeht.
Herr Schöningh, über wie viel öffentliche Mittel sprechen wir hier eigentlich?
Die Rennbahn ist ja bekanntlich seit 2013 ein Denkmal nationaler Bedeutung. Bis Ende des Jahres werden aus laufenden Programmen bereits 3,3 Millionen Euro in den Denkmalschutz investiert sein. Das reicht aber bei Weitem nicht aus, um die dicken Brocken Haupttribüne und Gestütshof sowie weitere Einzelbauteile anzugehen. Daher sind wir sehr froh, vom Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages weitere 4,25 Millionen Euro bewilligt bekommen zu haben. Auch das Land Brandenburg will sich mit diesem Beitrag beteiligen.
Dann könnte es doch jetzt mit richtig Schwung losgehen?
So einfach ist das leider nicht. Denn es gibt unterschiedliche Vorschriften, die beachtet werden müssen. Der Landes-Denkmalschutz zum Beispiel legt Wert darauf, dass die Gebäudehülle saniert wird. Der Bund hingegen richtet den Fokus darüber hinaus auf die langfristige Wirtschaftlichkeit, da geht es also über die Hüllensanierung hinaus. Ein Beispiel: Wenn es um den Brandschutz geht, müssen wir mit dem Land über die Förderfähigkeit verhandeln, beim Bund hingegen ist die Förderfähigkeit kein Problem.
Können Sie sich nicht Hilfe von anderen Bauherren holen, die vielleicht schon Erfahrungen haben?
Ja, das wäre schön. Denkmalprojekte in dieser Größenordnung sind in der Regel im Besitz öffentlicher Träger oder des Staats, da bin ich als Privater eine Ausnahme. Ich denke, es gibt bisher nichts Vergleichbares. Will sagen, so habe ich es gehört, dass es bisher keinen privaten Bauherren gab, der in solch einer Höhe gefördert wird.
Und was tun Sie derzeit?
Wir planen und verhandeln. Klar ist, dass wir die Haupttribüne in Ordnung bringen wollen. Sie ist von der Funktion wie optisch das Herzstück der Anlage. Die Investitionskosten liegen bei mehr als fünf Millionen Euro, ein hoher Anteil wird förderfähig sein, da keine Umnutzung erfolgt und wir die Haustechnik auf den heutigen Stand bringen, aber nicht in andere Dimensionen heben. Was wir mit dem Rest des Geldes machen, das ist die große Frage, mit der wir uns gerade intensiv beschäftigen.
Ist da schon etwas in den Fokus gerückt?
Ja, der alte Gestütshof, der in Teilen um die 200 Jahre alt ist. Hier ist die Grundsatzfrage: Wollen wir den Hof sanieren und weiter für die Gastpferde nutzen? Oder gibt er genug her, um mit einer Umnutzung zusammen mit den Supermärkten und Geschäften am Kreisverkehr so eine Art Ortskern zu schaffen, den Hoppegarten ja nicht hat. Wenn wir uns in diese Richtung entscheiden, ist die Frage, ob es eher eine Mischnutzung oder eine Einzelnutzung wird. In der Diskussion ist Gewerbe, das ist alles von Handel, Gastro, Büros bis Ferienwohnungen sowie Wohnen. Bei den einzelnen Varianten sind die Kosten sehr unterschiedlich, ebenso, was förderfähig ist und was nicht.
Apropos Kosten. Wie viel müssen Sie als privater Eigentümer dazusteuern?
Das weiß ich noch nicht. Aber es wird sehr viel Geld sein. Ich vermute, allein bei der Haupttribüne reden wir von 1,5 bis zwei Millionen Euro. Und wenn dann die Gebäude fertig sind, haben wir durch die Abschreibungen und den Unterhalt höhere Fixkosten, die eingespielt werden müssen.
Die Frage ist aber noch eine ganz andere: Wenn dann doch Mehrkosten entstehen, tragen wir die als Bauherr zu 100 Prozent, indem wir die direkt übernehmen, oder wird dann weniger fertig gestellt? Eines ist auf jeden Fall sicher, die Mittel genügen nicht, um wirklich alle denkmalgeschützten Gebäude der Rennbahn zu sanieren.
Was meinen Sie mit Mehrkosten?
Beim Bauen in alten Gebäuden entdecken Sie zum Beispiel während des Bauverlaufs, dass Schäden größer sind als vor Baubeginn angenommen oder noch schlimmer. Bei der boomenden Baukonjunktur liegen die Ausschreibungsergebnisse stark über den Kostenschätzungen.
Was meinen Sie damit?
Ich erkläre es an einem Beispiel. Wir wollten jetzt den Haupteingang über den Fonds für national bedeutende Denkmäler sanieren. Nach der Ausschreibung war klar, dass die Schreiner- und Malerarbeiten um mehr als die Hälfte teurer sind als geschätzt. Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Ich bezahle das Mehr aus meiner Tasche, oder aber wir heben die Ausschreibung auf und starten noch mal neu. Wie die Gewerke aufgeteilt werden und wann wir an den Markt gehen, sind wichtige Faktoren, um die Kosten im Griff zu behalten.
Wann werden die Bauarbeiten an der Haupttribüne starten?
Das kann ich heute noch nicht genau beantworten. Wir versuchen, jetzt bis Herbst alles zusammenzutragen, was wir wie umgestalten und sanieren wollen. Dafür braucht es danach Genehmigungen, später müssen die Gewerke teilweise in ganz Europa ausgeschrieben werden. Ich kann heute nur so viel sagen, dass wir vermutlich die nächsten fünf Jahre für das Gesamtpaket brauchen.
Erschienen in Märkische Oderzeitung / Margrit Meier/ 24.05.2019, 07:00 Uhr – Aktualisiert 25.05.2019, 11:33
Was wird aus dem Gestütshof? Das ist die Frage, mit der sich Gerhard Schöningh intensiv auseinander setzt.