Rennbahn-Inhaber Gerhard Schöningh im Gespräch mit zwei außergewöhnlichen Persönlichkeiten. Die Themen sind vielfältig – Britt und Günthers spannende Leben, Kleidung und Mode, die Modestadt Berlin. Und wir bekommen noch Tipps – für den Fashion Contest und sogar für ein glückliches Leben!
Britt, Günther – für alle, die Euch noch nicht kennen: Erzählt uns bitte etwas über Euch und was Euch ausmacht. Wo kommt Ihr her, wie seid Ihr aufgewachsen, was hat Euch geprägt, was definiert Euch?
Britt: Ich bin in Berlin und zeitweise in Norwegen aufgewachsen und hatte das Glück, in meiner Kindheit sehr geliebt, behütet und gleichzeitig frei aufzuwachsen. Als Dreijährige hatte ich schon meinen kleinen Roller mit aufblasbaren Rädern und habe damit meine eigene Welt und das Miteinander im Leben erkunden dürfen. Mit vier kamen dann noch Rollschuhe hinzu.
Ich durfte mich schon in jungen Jahren in der Welt umsehen. Meine Mutter war ihrer Zeit sehr voraus und sah ein, dass sie früh die Weichen stellen musste, um das Wilde in mir zu bändigen. Mit Ende 14 nahm sie mich zur Seite und sagte, „Britt, wir geben dir jetzt all deine Freiheiten. Du darfst nach Hause kommen, wann du möchtest. Du bist jetzt für dich selbst verantwortlich und du musst deine Grenzen selber finden.“
Ich wollte eigentlich Kunst und Kunstgeschichte studieren, machte dann jedoch eine ungeplante Tanzkarriere, jettete durch die Welt und strandete stets im Zentrum des jeweiligen Geschehens. Das Schönste daran waren die Menschen, auf die ich traf, die sich häufig parallel mit mir entwickelten. Da befruchtete ein Genius den Genius des anderen. Inzwischen bin ich mir sicher: Es existiert ein konstruktiver Zeitgeist. In San Diego, Kalifornien studierte ich Ernährungswissenschaften, nur für mich.
1987 war ich in Berlin Mitbegründerin des legendären Club 90° und avancierte mit meinen einmal monatlich stattfindenden Partys zur „Grande Dame“ des Berliner Nachtlebens – 2004 wurde ich in der MADAME zu einer von „10 Berliner, die Berlin bewegen“ gekürt. 2006 studierte ich Mediendesign und seit meinen Mit-Sechzigern werde ich als Advanced Model gebucht.
Günther: Ich habe in einem kleinen Ort auf dem Lande meine Kindheit verlebt. Aufgewachsen bin ich in einer bürgerlichen Familie mit drei Geschwistern. Ich war Träumer, Entdecker, Abenteurer, Angsthase und Createur. Geprägt haben mich all die Menschen, die mich in die Welt der Kunst, der Musik, der Literatur und des Theaters geführt haben. Geprägt hat mich auch meine Zeit als Ehemann, Vater und Großvater. Und geprägt hat mich meine lange Reise zu mir selbst, die Entdeckung eines anderen Günther Krabbenhöft. Vor nun fast neun Jahren wurde aus mir über Nacht eine Person der Öffentlichkeit, eine Stilikone, ein Buchautor, aber immer jemand, der darauf bedacht ist, authentisch und wahrhaftig zu bleiben.
Welche Rolle spielen Kleidung und Mode in Eurem Leben?
Britt: Stil ist eine innere sowie äußere Haltung. Eleganz ist zeitlos. Im Rahmen meines Stil-Gefühls lasse ich mich gerne von der Mode inspirieren und finde dabei immer meinen ganz eigenen Ausdruck.
Günther: Mode war eigentlich nicht so mein Thema, eher spielte Kleidung im Allgemeinen eine Rolle. Mit Hilfe der Kleidung habe ich immer versucht, meine Stimmung und mein aktuelles Gefühl abzubilden. Ich wollte, dass die äußere Hülle mit meinem Inneren zusammenpasst. Das ist auch heute noch so, und Grundlage meiner täglichen Outfits.
Britt, man sieht Dich auch bei Oxfam, Du trägst nur Second Hand. Warum?
Als Freund schöner Naturmaterialien kaufte ich schon recht früh meine Schätze in Second Hand Läden ein. Da ich einen sehr zarten Körperbau habe, lernte ich, die Kleidung meinen Proportionen anzupassen und sie darauf zuzuschneiden. Heute schneidere ich aus diesen Funden von Hand meine eigene Haute Couture. Ich war schon nachhaltig, bevor es ins allgemeine Bewusstsein gelangte.
Günther, wie gehst Du an das Thema ran?
Mit meinem Kleidungsstil und meinen Vorlieben für besondere Schnitte und Farben ist es schwer, in den Herrenabteilungen Kleidung zu finden, die mich begeistert. Gute Qualität ist mir wirklich wichtig – dadurch ist alles langlebig und damit auch nachhaltig. Es gibt bei mir nur Kleidung für Jahrzehnte. In den letzten Jahren habe ich mir viele Dinge anfertigen lassen genau nach meinen Vorstellungen. Viele Jahre füllt alles nun meinen Kleiderschrank, und da ich keiner aktuellen Mode hinterherlaufe, bin ich da in meinen Outfit-Kombinationen auch unabhängig von irgendwelchen Modeströmungen.
Britt, als echte Berlinerin jetzt mal Hand aufs Herz: Ist Berlin eine Modestadt?
Berlin war im 20. Jahrhundert – bis kurz nach der Mitte – eine der Mode-Metropolen. Auch nach dem 2. Weltkrieg war West-Berlin eine Mode-Stadt. Man promenierte noch auf dem Kurfürstendamm und ohne einen gewissen Chic, traute man sich dort gar nicht erst hin. In den End-Sechzigerjahren wurde die deutsche Mode-Industrie (und nicht nur die) durch die Billig-Anfertigungen in Südkorea und Indien ruiniert. Das war‘s. Ich leiste ästhetischen Widerstand!
Ihr seid beide kreativ und intuitiv. Gebt mal bitte ein paar Tipps für die Normalos unter uns – wie sieht man bei einem Anlass wie dem Fashion Raceday gut aus, wie bereitet man sich vor?
Britt: Mein Rat hierzu wäre, traut euch, seid kreativ!!! Zu einem solchen Anlass sollte alles, von Kopf bis Fuß, aufeinander abgestimmt sein … achtet dabei gleichzeitig auf das kleinste Detail und auf das große Gesamtbild … ein Hut, der nicht zur Kleidung passt, wirkt unbeholfen …
Die Aufmerksamkeit sollte sich dabei auf die Farben, die Materialien und die eigene Körperform richten … ergibt alles gemeinsam eine Harmonie, dann empfindet man selbst sowie auch der Betrachter es als stimmig und schön.
Günther: Also mit Tipps ist es ja ziemlich schwierig. Von Vorteil ist ja da so eine kleine Minimal-Basis für besondere Anlässe. Dazu gehört natürlich auch ein Fashion Raceday. Außerdem sollte auch die Lust vorhanden sein, diesen Anlass gebührend zu zelebrieren. Ein leichter, gutgeschnittener Anzug geht immer, aber wie gesagt, gutgeschnitten und passgenau, oder wenn’s etwas casualer sein soll, eine helle Chino, eine körpernah geschnittene Weste (sie sollte wirklich keinen Spielraum lassen), flankiert von schönen Lederschuhen, Krawatte oder gerne auch Schleife. Accessoires sind auch wichtig, weil genau die machen dein Outfit zu einem LOOK. Natürlich nicht vergessen, dass alles mit einer selbstverständlichen Lässigkeit präsentiert wird. Ach ja, ein guter Hut für die ganz Mutigen, die den weniger Mutigen zeigen, dass man mit einer kleinen Prise Eleganz immer eine gute Figur macht. Hoppegarten wäre doch mal ein guter Anlass, sich aus der Komfortzone des Massengeschmacks herauszutrauen. Viel Spaß dabei!
Was bedeutet Euch die Rennbahn Hoppegarten?
Britt: Die Rennbahn Hoppegarten ist für mich neben den spannenden Pferde-Rennen, den großen Preisen und Wetten, ein zauberhafter Ort der erfreulichen Begegnungen und des gemeinsamen Genusses des Treibens im Grünen. Mein besonderer Favorit ist der Fashion Raceday – hier zeigt sich die Gesamt-Palette der einfallsreichsten Kreationen. Die Gewinner/innen werden beim Fashion Contest in allen Kategorien am Siegerehrungsring prämiert. Diesmal werden auch Günther und ich neben den weiteren Mitgliedern der Jury die Preise übergeben. Darauf freue ich mich jetzt schon!
Günther: Die Pferderennbahn Hoppegarten ist Tradition seit 1868, heute wie damals ein Vergnügen für Alle. Ich persönlich liebe diese wundervolle schöne Anlage, die Atmosphäre und genieße jedesmal diese Mischung aus Spannung, Eleganz, Lebensfreude, Flanieren, Wetten und dann natürlich das Zittern und Daumendrücken beim Zieleinlauf.
Schlussfrage: Ihr habt viel erlebt und seit positive und kommunikative Menschen. Was ist für Euch der Schlüssel zum Glück, wie bleibt man jung?
Britt: Mein Schlüssel zum Glück ist die Freude an den kleinen Dingen. Alles, was ich tue, geschieht mit Liebe. Meine tägliche Nahrung bereite ich voller Hingabe, da schnipple ich meistens schon mal eine Stunde am Frühstück und genieße es anschließend in aller Ruhe … Selbst Dinge, zu denen ich mich motivieren muss, wie z.B. die Wohnung zu säubern, geschehen mit Liebe – wie in einer Meditation – und einmal dabei, empfinde ich es sogar als Spaß. Ich genieße es, materialisiert zu sein!
Mein Umgang mit mir selbst, mit meinen Freunden und all den Menschen da draußen ist von Respekt, Empathie und Achtsamkeit geprägt. Mit Courage durchs Leben zu gehen, ist einer der Schlüssel zum Glück. Habe den Mut zu deinem größten Abenteuer: Sei du selbst!
… und denke daran: Du musst dich nicht in den Grenzen bewegen, die andere für dich setzen wollen. … EIN LÄCHELN IST DER KÜRZESTE WEG.!!!
Günther: Irgendwann in meinem Leben habe ich beschlossen, dem GLÜCKLICHSEIN Priorität einzuräumen. Gespeist wird dieses Gefühl von Dankbarkeit, und dem Wissen meiner ENDLICHKEIT. Mit diesem Gefühl feiere ich jeden Tag, der mir geschenkt wird, mit großer Freude und Dankbarkeit.